Photovoltaik und Landwirtschaft auf derselben Fläche? Was unrealistisch klingen mag, ist dank Agri-Photovoltaik längst Realität. Peter Schrum, Gründer von SUNfarming, erklärt im forum-Interview mit Hermann Anzinger, warum diese Technologie Energie liefern und die Landwirtschaft revolutionieren kann.
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Peter Schrum ist Träger des Verdienstkreuzes sowie ein Vordenker und Visionär seiner Zeit. Astrid hat Peter Schrum auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb in Dörpling in Dithmarschen besucht und mit ihm über sein Lebenswerk sowie die damit einhergehenden Hürden gesprochen
Der Fokus liegt auf sogenannten Agri-Solar-Parks, die Strom produzieren und gleichzeitig landwirtschaftlichen Anbau unter den Solarpaneelen zulassen. Im Podcast erzählt der gelernte Landwirt, wie er auf die Idee gekommen ist, warum Deutschland mit Solarenergie die Produktion von grünem Wasserstoff selbst bewerkstelligen kann und warum ihm der Fachkräftemangel keine Sorge macht.
SUNfarming Agri-Solar- Tierwohlanlagen.
Der Schleswig-Holsteiner Peter Schrum und der Brandenburger Martin Tauschke gründeten 2004 das Solarunternehmen SUNfarming im brandenburgischen Erkner bei Berlin. Mit eigenen Anlagenentwicklern, Stahlbauern und Ingenieuren entwickelte SUNfarming von Anfang an Gründungssysteme, Unterkonstruktionen und
Solarmodul-Qualitäten, die für SUNfarming co-gelabelt werden und sich als Glas-Glas-Module vor allem auch durch die höchste Hagelschutz- und Wirbelsturmresistenz auszeichnen. Nachdem in den ersten Jahren vor allem Dach-Photovoltaik- Anlagen, Konversionsflächen und Deponie-Körper mit PV-Anlagen in Deutschland realisiert wurden, dachte der Agrar-Ökonom Peter Schrum angesichts der Klimawandel-Schäden in Afrika und der aufkommenden Flüchtlingswellen nach Europa über eine Food & Energy-Anlage in Afrika nach. Diese sind heute als Agri-PV-Anlagen bekannt. 2012 errichtete SUNfarming die erste Anlage auf dem afrikanischen Kontinent. Seitdem unterstützt sie die Ausbildung in ökologischer Landwirtschaft und bietet den Menschen Nahrungsmittelsicherheit sowie erneuerbare Energie. Unter der Anlage werden Obst, Gemüse und Heilkräuter angebaut.
Seither erforscht und optimiert SUNfarming den Einsatz von Agri-PV-Anlagen mit Pflanzenbau und Tierhaltung und entwickelte als einziger Anbieter im Agri- PV-Markt ein Regenwassermanagement-System unter der Anlage, welches Bodenerosion vermeidet und die Vegetation durch breitflächige Verteilung des Niederschlagswasser fördert. Das erste Solarpaket 2021 ermöglichte, die inzwischen seit mehr als zehn Jahren erprobten Agri-PV-Konzepte auch im deutschen Markt einzubringen. Unter den Modulen werden verschiedene Obst und Gemüsesorten witterungsgeschützt angepflanzt; Mutterkühe, Rinder, Schafe, Hühner, Enten, Gänse und Damwild finden dort Schutz vor Regen und Sonne. Die SUNfarming Blühwiesen für mehr Biodiversität sind die Heimat vieler einheimischer Insektenarten.
Für Landwirte und Investoren bietet die neueste Gesetzgebung Möglichkeiten im Bereich Agri-Solar. Pro Betrieb bzw. Hofstelle kann eine Agri-PVA
Privilegiert gemäß §35 BauGB, Abs. 1, Nr. 9 und DIN SPEC 91434 für tierwohlgerechte Haltung und ökologischen Anbau von Gemüse und Obst gebaut werden. Die landwirtschaftliche Nutzung zum Erwerbszweck unter der Anlage muss nachgewiesen werden. „Neben der Erzeugung erneuerbarer Energie und dem Klimaschutz wollen wir mit unserem Konzept sicherstellen, dass die Flächen, auf denen Strom erzeugt wird, auch weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden können“, erklärt Peter Schrum. „Die Landwirte sollen ihre Betriebsflächen zu einhundert Prozent behalten und nicht an die großen Energieerzeuger verlieren, die sie mit hohen Pachtzahlungen für Freiflächenanlagen verdrängen.“ Zudem gelte es, Naturschutzaspekte zu berücksichtigen, Flächen nicht zu versiegeln und so eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu erzielen. „SUNfarming Agri-PVA sind für eine Lebensdauer von mindestens 30 Jahren konzipiert und sind horizontal festaufgeständert auf mindestens lichter Höhe von 2,10 Meter. Bei 15 Grad Südausrichtung erzielen wir zwischen 1,1 und 1,3 MW pro Hektar Agrarfläche in Deutschland je nach Standort“, erklärt Martin Tauschke, Mitgründer von SUNfarming. „Böden unter unseren Anlagen bleiben im Agrarstatus und somit auch grundsteuerlich und erbschaftssteuerlich unverändert im Agrarvermögen.“
Die größten SUNfarming Agri-PVA werden ab Herbst 2024 in den ostdeutschen Bundesländern errichtet, wo die Agrarflächen groß und die Bodenwerte häufig schwach sind, weitere in west- und süddeutschen Regionen. Das SUNfarming Management blickt aufgrund der Neuerungen des Solarpakets I und der Erhöhung des Gebotshöchstwertes für Agri-PVA nach DIN SPEC auf 9,5 ct/kWh positiv in die Zukunft. „Auf landwirtschaftlichen Flächen kann es keine andere Lösung als eine Agri-PV-Anlage nach DIN SPEC geben, wenn die Flächen nachhaltig für die Landwirtschaft und die regionale Wertschöpfung erhalten bleiben sollen“, so Edith Seemann, Geschäftsführerin Projektentwicklung. SUNfarming sieht weiteres Potenzial für Agri-PV-Anlagen in Deutschland
für mehr als 800.000 Hektar Agrarland, das bedeutet knapp fünf Prozent der Agrarflächen in Deutschland.
Das 20-jährige Jubiläum markiert für SUNfarming einen Meilenstein in der Entwicklung hin zur kombinierten Nutzung von Agri-PV-Anlagen mit Batteriespeichern, Biogasanlagen für kommunale Wärmeversorgung und Energiespeicherung, sowie Agri-PV-Windenergie-Kombinationen zur Produktion von grünem Wasserstoff.
Ursula Eckmann
Die Diplomingenieurin ist Projektmanagerin
bei SUNfarming
Über SUNfarming
SUNfarming entwickelt inzwischen ein Anlagenvolumen von mehr als 5 GW an Agri-PV-Anlagen in Deutschland und beschäftigt bundesweit über 150 Mitarbeiter. 2021 und 2022 wurde das Unternehmen durch die neuen Geschäftsführer Thies Schrum und Edith Seemann weiter gestärkt. SUNfarming wurde mehrfach international für seine ganzheitlichen, nachhaltigen Solarkonzepte (Food, Energy, Training) ausgezeichnet.
2023 erhielt Peter Schrum für seine Verdienste um internationale Nachhaltigkeitsprojekte zur Nahrungsmittelsicherung, Unterstützung von Menschen in Entwicklungsländern und sein Food & Energy-Konzept das Bundesverdienstkreuz. Im firmeneigenen Forschungs- und Entwicklungszentrum in Rathenow bei Berlin präsentiert SUNfarming jährlich mehreren tausend Besuchern und interessierten Bürgern/Landwirten/Kommunalentscheidern die neuesten Lösungen und Konzepte rund um Agri-PV mit Tierhaltung und Pflanzenbau sowie Biodiversitäts-PV und Moor-PV.
https://sunfarming.de/geschaeftsbereich/agri-und-oeko-solaranlagen
Kieler Energiediskurs, Gespräche zur Energiepolitik
Beim Kieler Energiediskurs diskutieren die "Köpfe der Energiewende" aus Politik, Forschung, Gesellschaft oder Wirtschaft miteinander. Die Abendveranstaltung beginnt mit einem ca. 35-minütigen Fachvortrag von Jonas Böhm (Thünen-Institut für Betriebswirtschaft) zum Thema "Agri-Photovoltaik". Der Titel seines Vortrages lautet: "Agri-Photovoltaik - Was bringt sie und was kostet sie?". Anschließend folgt eine Podiumsdiskussion mit Herrn Böhm, Klaus-Peter Lucht (Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein) und Edith Seemann (Geschäftsführerin der SUNfarming GmbH). Das Publikum ist ausdrücklich eingeladen, sich zu beteiligen! Der "Kieler Energiediskurs" ist offen für jede:n Interessierte:n.
ifw-kiel-veranstaltungen
Agri-PV: Nachhaltigkeit und Mehrwert für die Landwirtschaft
Das SUNfarming Agri- und Biodiversitäts-Solar-Konzept kombiniert Landwirtschaft und Solarenergie auf zukunftsweisende Weise. Neben der Energiegewinnung bietet es deutliche Vorteile für die Tierhaltung sowie den Obst- und Gemüseanbau:
- Doppelnutzung und Ertragssteigerung: Unter den bifazialen Glas-Glas-Solarmodulen können landwirtschaftliche Nutzungen wie Viehhaltung und Pflanzenanbau effizient umgesetzt werden.
- Biodiversität und Artenvielfalt: Das Konzept steigert die Artenvielfalt auf Grün- und Stilllegungsflächen und erfüllt dabei die GLÖZ-Standards (Guter landwirtschaftlicher und ökologischer Zustand) der GAP-Förderperiode 2023–2027.
Praxisnahe Lösungen
Edith Seemann hob hervor, wie Agri-PV gezielt zum Schutz und zur Optimierung landwirtschaftlicher Prozesse beiträgt:
- Tierwohlgerechte Haltung: Rinder, Mutterkühe, Kälber und Geflügel profitieren von ganzjähriger Außenhaltung mit Schutz vor Wetterextremen und Raubtieren.
- Effizienter Anbau: Hagel- und Starkregenschutz unter den Solarmodulen verhindert Ernteverluste. Ein patentiertes Regenwasserverteilsystem sorgt für flächige Beregnung und verhindert Bodenerosion.
- Flexibilität in der Nutzung: Die Konstruktionen ermöglichen landwirtschaftliche Bearbeitung mit kleineren Traktoren und eignen sich auch für schwierige Böden, wie Moorflächen mit speziellen Wurzelgründungen.
Ökonomische Vorteile und Förderfähigkeit
Ein besonderes Highlight des Konzeptes ist die ökonomische Aufwertung von Stilllegungsflächen:
- Doppelnutzung ermöglicht die landwirtschaftliche Nutzung bei gleichzeitiger Stromerzeugung.
- 85 % der Flächen sind förderfähig und behalten ihren Agrarstatus.
Fazit: Landwirtschaft und Energiewende Hand in Hand
Die vorgestellten Konzepte demonstrieren, wie die Landwirtschaft der Zukunft nicht nur wirtschaftlich stabiler, sondern auch ökologisch wertvoller gestaltet werden kann. Die innovativen Ansätze von SUNfarming fördern nicht nur den Klimaschutz, sondern leisten auch einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.
Edith Seemann schloss mit den Worten: „Agri-Photovoltaik ist eine Win-Win-Lösung für Landwirtschaft und Umwelt. Es ist unsere Verantwortung, diese Chancen zu nutzen.“
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